Was in meinem Leben entspringt wirklich der Liebe und nicht irgendwelchen Wunschvorstellungen, Bedürfnissen oder gesellschaftlich definierten Glaubenssätzen?
Die Liebe entspringt dem Herzen.
Sie ist an sich frei, hält nicht fest und ist in der Lage loszulassen, in dem stillen Vertrauen, dass alles, was der Liebe entspringt, immer wieder zueinander findet. Die Liebe selbst vertraut diesem Tanz zwischen Annehmen und Loslassen.
Die Liebe speichert nicht auf Vorrat. Sie weiß um die Unendlichkeit. Wenn wir also wirklich meinen zu lieben, sind wir dann auch wirklich bereit loszulassen?
Sind wir in der Lage die Menschen, die wir uns in unserem Leben wünschen wieder gehen zu lassen? Immer und immer wieder? Und uns dadurch nicht weniger zu fühlen, sondern im Gegenteil: bereichert? Weil wir frei sind. Frei von diesen Ängsten, nicht genug zu sein, zu verlieren, nicht planen zu können, keine Kontrolle zu haben…
Wir sind frei, wenn wir erkennen, dass wir selbst es sind, die uns in Ketten legen.
Wir machen Lebensumstände, unsere Familie, ja unser ganzer Umfeld dafür verantwortlich wenn wir meinen, etwas nicht (tun) zu können oder etwas zu müssen. Wir benutzen sie als Ausreden ohne erkennen zu wollen, dass wir sie zu Unrecht zu unseren Gefängniswärtern machen.
Wir übertragen unsere eigene Machtlosigkeit und schon fast verzweifelt suchen wir die Ketten, um begründen zu können, warum wir am Boden bleiben müssen und nicht fliegen können.
Wie gemein wir letztendlich damit sind, wenn wir uns hinter vermeintlicher Fürsorge und Verantwortungsbewusstsein gegenüber anderen verstecken, nur um die Verantwortung für unser eigenes Leben nicht zu übernehmen.
Wie sehr heucheln wir, wenn wir uns für unsere Kinder und Partner aufopfern, nur um uns nicht um uns selbst kümmern zu müssen. Wir erschaffen uns unsere Ausreden. Immer und immer wieder. Und jeden Tag aufs Neue.
Wer aber frei sein will, hört genau damit auf. Wer frei sein will übernimmt Verantwortung. Für sich selbst. Für wer er ist.
Er fängt an, seine eigenen Wunden zu heilen. Fängt an, Stück für Stück jede Ausrede, jedes Glaubensmuster loszulassen. Er geht durch den Schmerz, der entsteht, wenn er den Finger auf all diese Wunden legt. Und er tut es immer und immer wieder, bis er erkannt hat, was in ihm diese Wunde verursacht hat.
Wer wirklich frei sein möchte fängt an, seine Ketten zu lösen. Er erinnert sich an seine Flügel. Fängt ans sie zu suchen, zu säubern, damit sie eines Tages wieder leicht und stark genug sind, um wieder zu fliegen.
Wer wirklich frei sein möchte, versteckt sich nicht. Er fängt an, sich zu zeigen. Stück für Stück. Schritt für Schritt. Zeigt wer er wirklich ist. Hört auf, sich selbst und der Welt etwas vorzumachen. Hört auf, alle zu belügen.
Um seinetwillen, aber auch für alle, die er liebt.
Wer wirklich frei sein will, achtet auf sich. Fängt an, sich selbst mit Würde und Achtung zu begegnen. Auf allen Ebenen. Hört auf, das zu sich zu nehmen, was ihm schadet und holt sich mehr von dem, was ihm gut tut und ihn reinigt.
Wer wirklich frei sein will, will es unbedingt. Ohne Kompromisse und ohne faule Ausreden.
Und dann ist lieben möglich. Weil wir selbst wahrhaftig sind. Und indem wir uns selbst erkennen, erkennen wir auch die anderen. Nackt, ungeschminkt. Wir erkennen ihre Essenz. Denn wir sehen auch unsere eigene. Und dann ist kein Verstellen mehr notwendig. Um Gegenteil. Jegliches Verstellen wird absurd. Weil es nur Unechtes hervorbringt. Und das ertragen wir dann nicht mehr.
Weil wir frei sind.